2023-08-31

Künstliche Intelligenz im Dozentenleben: Eine Erfahrung

Wie jetzt Künstliche Intelligenz gibt´s für alle?

Zu Beginn des Jahres wurde ich zum ersten Mal auf ChatGPT und die nun für die breite Masse verfügbare künstliche Intelligenz aufmerksam. Auf dem Portal Fobizz wurden mir die ersten Texte mittels künstlicher Intelligenz erstellt. Was soll ich sagen? Aus dem ersten Interesse ist schnell Begeisterung geworden, und mittlerweile ist es eine gute Mischung aus Staunen und Gewohnheit.

Daher möchte ich heute ein wenig aus meinem Berufsleben plaudern und euch dabei mitnehmen, wie die KI mittlerweile Bestandteil meines Dozentenlebens geworden ist. Vielleicht könnt ihr das ein oder andere davon für euch mitnehmen.

Die Anfänge…

Ganz am Anfang stand natürlich das Ausprobieren. Eine der ersten Möglichkeiten, mit der ich ChatGPT getestet habe, war das Lösen von Arbeitsaufträgen. Schließlich wollte ich wissen, ob ich von nun an jedem Schüler eine 1 geben muss, der weiß, wie man sich bei ChatGPT einloggt. Das Ergebnis war zum Glück nicht ganz so krass, wie ich befürchtet hatte. Die erste Antwort war okay und hätte wohl eine 3 gebracht. Die zweite war dann schon deutlich besser und wäre eine gute 2 geworden. Meine erste Erkenntnis daraus: Wer keine Ahnung vom Thema hat und die Texte nicht bewerten kann, wird auch mit der KI nicht zum 1-er Kandidaten. Ich habe auch versucht, Grafiken für den Unterricht mit DALL-E erstellen zu lassen. Das habe ich aber auch schnell wieder gelassen, Texte sind vielleicht doch einfacher als komplexe Grafiken.

Fallbeispiele

Was dafür umso besser ging und bis heute intensiv von mir genutzt wird, ist das Erstellen von Fallbeispielen. Am Anfang war das noch sehr holprig. Schließlich kann ChatGPT (noch?) keine Gedanken lesen. Dabei habe ich schnell gelernt, was es mit sogenannten “prompts” auf sich hat. Darunter versteht man insgesamt die Eingaben. Je genauer ich ChatGPT sagte, was ich im Fall haben wollte und wofür, umso besser wurden die Ergebnisse.

Lernerfolgskontrollen und Quizaufgaben

Wer als Dozent arbeitet, weiß, wie aufwändig das Erstellen von Leistungskontrollen, Klausuren und anderen Formen der Lernerfolgskontrollen sein kann. Hier erleichtert die KI meine Arbeit mittlerweile ebenfalls enorm. Nicht nur das Formulieren differenzierter Fragen unter Verwendung geeigneter Operatoren beherrscht die KI ziemlich gut, sie gibt auch gleich den Erwartungshorizont, die zu erreichenden Punkte und bei den richtigen prompts die Punktzahlen für die Noten an. Auch Quizaufgaben lassen sich sehr gut über die KI generieren und sogar recht einfach nach Form übertragen. So kommt wohl endlich auch die Digitalisierung in der Bildung an.

Handouts und anderes Unterrichtsmaterial

Es wird euch jetzt nicht überraschen, dass auch Handouts, Lückentexte und ähnliche Formate recht einfach über ChatGPT erstellt werden können. Die richtige Aufforderung und ihr erhaltet schon mal ein sehr gutes Ergebnis, aus dem ihr informative Materialien erstellen könnt. Übrigens gibt es mittlerweile auch KIs, die Präsentationen zu einem Thema vorbereiten und euch diese auch direkt teilen lassen. Diese sind aber bisher eher oberflächlich, sowohl im Inhalt als auch im Umfang. Aber über Umwege (Gliederung über ChatGPT, Kopieren in Word, als Gliederung speichern, Import in PowerPoint) kann man auch so schnell Präsentationen erstellen und sich damit jede Menge Arbeit sparen.

Unterrichtsphasierung, Stundendetailplanung und Erstellung ganzer Konzepte

Es ist sicherlich nicht perfekt, aber was hat mir das schon an Zeit gespart. Thema, Zielgruppe, Inhalte und Methoden werden von der KI schnell in minutengenaue Planungen inklusive Methodik und Didaktik umgesetzt. Vorschläge zur Sozialform, zu weiteren Übungen und Inhalten kann ChatGPT bei weiteren Nachfragen schnell bringen. Nein, ich setze dann nicht alles 1:1 um, aber ich bekomme sehr viele Anreize und Ideen und spare enorm Zeit in der Verschriftlichung. Ich habe bereits ganze Tagesseminare damit geplant und mir auch schon für meine freiberufliche Tätigkeit ganze Angebote erstellen lassen. Interessanterweise hat die KI sogar die Preise im Angebot sehr ähnlich zu meinen Preisen vorgeschlagen.

Korrektur, Gegenlesen von Texten und Verbesserung von Formulierungen

Nein, die Aufgaben meiner Schüler lasse ich noch nicht von der KI korrigieren. Wobei das sicher auch bald kommt. Aber ich lasse alte Texte und Schriftstücke von mir mittlerweile gerne von ChatGPT korrekturlesen und hole mir Input und Ideen für bessere Formulierungen. ChatGPT ist nicht nur genau, sondern vor allem auch ein sehr schneller Lektor. Sogar das Niveau lässt sich recht schnell nach oben und nach unten anpassen. Oft schlägt mir die KI dabei auch Worte, Begriffe und Phrasen vor, die mir wohl sonst nur beim Autofahren oder kurz vor dem Einschlafen einfallen würden (wo ich sie entsprechend schlecht verarbeiten kann).

Curricula, Prüfungen und Formulare

Die Lieblingsaufgaben von Dozenten sind natürlich auch das Erstellen von Prüfungen, die curriculare Arbeit und die ganzen administrativen Formulare zu überprüfen. Meine Kollegen haben mich schon oft gebeten, entsprechende Schriftstücke gegenlesen oder mitzuüberarbeiten. Mittlerweile fragen sie oft auch, ob ich das selbst überarbeitet habe oder durch die KI gejagt habe. Meist beides. Erst KI, dann das Feintuning durch mich.

Befragungen und Umfragen

Schülerbefragungen, Evaluationen, skalierte Antwortformate, offene Antwortformate, Ideen für Themenbereiche und viele andere allgemeine Tätigkeiten lassen sich hervorragend mit der Unterstützung der künstlichen Intelligenz bewerkstelligen. Ich bin immer wieder erstaunt, wie gut ChatGPT Fragebögen erstellt, wie genau die Differenzierung oft ist und wie einfach sich das Ganze in Forms, Word und Co. übertragen lässt.

Fazit

Ich möchte die KI-Unterstützung wirklich nicht mehr missen. Sie erleichtert unheimlich viel Arbeit und verschafft Raum für die wichtigen Dinge in meinem Beruf: den Unterricht, die Workshops, den kreativen Freiraum und das Lesen über neue Methoden, Inhalte und didaktische Ideen. Natürlich wird ChatGPT den Lernbegleiter, Trainer oder Dozenten nicht so schnell ersetzen können. Aber es ist aus meiner Sicht ein enorm hilfreiches Tool. Ja, auch Schüler werden davon profitieren, aber nur wenn sie das entsprechende Wissen und die Kompetenzen bereits im Vorfeld erworben haben. Aber gerade Sprachbarrieren werden sich damit ebenfalls gut überwinden lassen.

Ausblick

Spannend wird dann auf jeden Fall noch die Kombination mit dem Metaverse, VR und AR (wie mit der Meta Quest) und anderen immersiven Erfahrungen. Auch wie KI die Verwaltungstätigkeiten, Rechnungen und die Kommunikation mit Kooperationspartnern verbessern kann, ist spannend. Natürlich wird es interessant, wenn KIs Grafiken und Prozesse bildlich darstellen können und auf Antworten der Schüler und Teilnehmer reagieren können. Aber richtig genial wird es, wenn eine KI wie ChatGPT dir virtuelle Szenarien per Texteingabe aus einem Fallbeispiel erstellen und diese generieren kann. Damit wäre dann das praktische Umsetzen in Verbindung mit theoretischen Informationen und jeder Menge Feedback die ultimative Lernerfahrung. Vielleicht irgendwann noch mit AR oder MR im Pflegekabinett. Ich bin gespannt und neugierig, was da noch kommt! Und ihr?

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Admin - 18:58:37 @ Allgemein | Kommentar hinzufügen